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RE: Kompromiss oder Kapitulation

in Deutsch D-A-CH22 hours ago

Das sind höchst interessante 'Zeitgedanken', denen ich so Einiges abgewinnen kann und die mich zum Nachdenken anregten.

Obwohl viel Wahres in deinen Ausführungen steckt, sehe ich einige der von dir angeführten Beispiele mit etwas geringerer 'Absolutheit'.

Nehmen wir dieses:

Seinen Mann oder seine Frau zu einem Konzert zu begleiten, wenn man sich aus Musik nichts macht, ist kein „Kompromiss“; die Kapitulation ...

Das empfinde ich als nicht ganz so dramatisch: Es dürfte kaum möglich (vielleicht auch nicht wünschenswert?) sein, einen Partner zu finden, mit dem man alle Interessen und Vorlieben teilt. Bevorzugte z. B. meine Partnerin andere Musik als ich, wertete ich das nicht als irrational, sondern schlicht als "Geschmackssache" (wobei ich es durchaus positiv sehe, dass nicht jeder dieselbe Musik hört, dasselbe Essen isst und dieselben Hobbys pflegt).
Begleitete ich meine Frau auf ein Konzert, das mir selbst nicht gefiele, täte ich das nicht aufgrund irgendwelcher Normen oder gar Gehorsamkeit, sondern einfach, um ihr einen Gefallen zu tun, falls sie sich in meiner Anwesenheit besser fühlte. Mir bräche kein Zacken aus der Krone, und zwei Stunden gehen schnell vorbei. Ich genösse zwar möglicherweise nicht unbedingt die Musik, erfreute mich aber stattdessen ihrer Gesellschaft und an ihrer Freude.
Selbstredend sollte es nicht überhand nehmen, ständig Dinge zu tun, auf man keine Lust hat. Der Kompromiss bestünde darin, eine gewisse Balance der Interessen zu finden (von denen es - hoffentlich - auch hinreichend viele gemeinsame gäbe ...).

Mir fällt gerade noch ein weiteres interessantes Beispiel ein:
Obwohl ich das Bankensystem aufgrund der von ihm ausgehenden Überwachung und Kontrolle aller Geldströme und Transaktionen prinzipiell ablehne, nutze ich einen Bankaccount.
In dem Falle stimme ich durchaus zu, dass es sich dabei um eine Art Kapitulation angesichts der Realitäten handelt. Allerdings halte ich es für legitim, hier dem Pragmatismus gegenüber der 'reinen Lehre' den Vortritt zu gewähren, weil ich mir andernfalls mein Leben derart erschweren und verkomplizieren würde, das diese 'Kapitulation' mir (leider!) als derzeit gangbarster Weg erscheint (wobei ich hoffe, dass es sich dabei um einen temporären, nicht permanenten Zustand handelt).

Sort:  

Du weißt doch, ich überspitze gerne ein wenig. Wobei ich viel mit Menschen zu tun habe und das mit der Frau und Mann und Konzert, kenne ich sogar als tatsächliches Beispiel. Da hat meine Frau ebenfalls mit dem Kopf geschüttelt, da sie solche Probleme bei uns nicht kennt.

Zum Thema Banken, Kontrolle, Inflation, Geldströme Staat, Staatsschulden... da sollte man absolut kritisch sein. Ich möchte Dir die Hoffnung nicht nehmen, stelle dich hierbei auf einen sehr sehr langen "temporären" Zustand ein der eventuell noch schlimmer werden kann.