Streiten und Lieben

in #streit7 years ago

Streiten und Lieben


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Wie angekündigt gibt es heute den zweiten Teil von meinem Beitrag Aus zwei wurden drei... dann vier... und was ist mit uns? , indem ich euch davon erzähle, was David und mir hilft, wenn wir Streiten oder eine Krise haben.

Wenn man unsichtbar wird..

In den allermeisten Fällen, wenn wir uns streiten, sind wir vorher füreinander unsichtbar geworden. Ein Phänomen das bestimmt viele eingespannte Paare von euch kennen. Der Alltag frisst einen auf, man ist beschäftigt, in unserem Fall mit den Bedürfnissen von zwei kleinen Kindern, der Arbeit, dem Haushalt. Die Gedanken sind überall, doch nicht mehr bei dem Menschen, an den man vor einiger Zeit noch andauernd denken musste.

Sehr schnell verhäddert man sich in diesen Phasen im eigenen Kopf, verrennt sich in Gedanken, und dann kracht es. Alles war zu viel, mein Partner hat schon wieder die Zahnpastatube offen gelassen.. obwohl er doch WEISS dass ich das nicht mag. Er hat schon wieder eine Verabredung vergessen oder... worüber ich mich gerne aufrege, hat einen Ort wieder unordentlich gemacht, den ich kurz zuvor aufgeräumt hatte oder er zu viel am Computer hängt.

Es kommt zum Streit. Jeder ist fest davon überzeugt das er*sie recht hat. Man ist so sehr in seiner Sicht, dass das man dem geliebten Menschen nicht mal mehr zuhören kann und alles wird noch schlimmer. Wenn David und ich uns streiten, dann ist das in den allerwenigsten Fällen wegen einer konkreten handfesten Meinungsverschiedenheit, sondern viel mehr das Ergebnis einer Episode in der wir unsichtbar füreinander geworden sind.


Ich hab beobachtet, dass es dann zu einem Streit kommt, wenn man sich selbst nicht mehr richtig spüren kann und wenn man den anderen nicht mehr richtig spüren kann.

Aber wie kann ich mich selbst nicht mehr spüren? Ich bin doch die ganze Zeit mit mir zusammen.

Das stimmt, aber im Stress trennt sich unser Kopf/ Geist regelrecht von unserem Körper, dann können wir uns nicht mehr spüren. Manche vergessen sogar Hunger und Durst. Andere vergessen, dass sie eine Pause brauchen um ihre Ressourcen wieder auf zu füllen und nicht bei Kleinigkeiten Dünnhäutig zu werden.

Wenn wir uns nicht mehr spüren können, dann hilft uns:

  • Bewegung (z.b. Aufräumen, Tanzen, Sport oder raus gehen)
  • duschen
  • meditieren
  • schaukeln auf dem Spielplatz
  • bewusst Atmen
  • Lachen, für euch allein, auch wenn es eine ernste Situation ist

Warum gibt es Streit wenn wir den Anderen nicht mehr spüren?

Wenn wir mit unserem Partner (und auch unseren Kindern, aber das ist ein anderes Thema) in Kontakt sind / sie spüren können, dann sehen wir das Gute in ihnen. Wir sehen und fühlen ihre Menschlichkeit, ihre Verletzlichkeit, wie wichtig sie uns sind und wir spüren warum wir sie lieben. Wenn wir zu sehr in unseren Gedanken und in uns selbst gefangen sind, dann sehen wir schnell in einer offenen Zahnpastatube eine persönliche Provokation.. Der Andere weiß doch ganz genau, das wir das nicht leiden können. Wenn wir aber im Kontakt mit unserem Patner sind, dann sehen wir, dass er sich Mühe gibt oder vielleicht selbst im Stress war und es vergessen hat. Wir sehen die Blumen die er uns mitbringt und das Lächeln dass wir bekommen wenn wir nach Hause kommen. Aber für all diese Dinge müssen wir aus uns heraus schauen und im Kontakt bleiben, nur dann können wir empathisch sein.

Das hilft uns, miteinander im Kontakt zu bleiben:

  • ehrliche Fragen stellen ( wie geht es dir? Wie war dein Tag? Was brauchst du?)
  • dem anderen aufmerksam zuhören, ohne Handy oder andere Ablenkung, beieinander sein
  • Berührungen, bewusst die Hand des anderen zu nehmen, ein aufmerksamer Kuss, ein drücken der Hände
  • Lächeln
  • den anderen Verstehen wollen, im Streit , nach einem Streit und zwischendurch ;)

In meinem letzten Beitrag wirkt es vielleicht auf den ersten Blick so, dass David und ich so gegensätzlich sind, dass wir garnicht zusammen passen. Besonders Nähe und Distanz ist ein Thema zwischen uns und genau das ist auch ein Thema beim Streiten im Alltag ( sich spüren -> Distanz ; den Anderen spüren -> Nähe). Wenn man es genauer betrachtet, passen wir allerdings besonders gut zusammen. Denn in unserer Beziehung, ist es Davids Aufgabe und Rolle, sich um die Distanz zu kümmern. Er hat einen unglaublich guten Radar dafür, wann der richtige Moment gekommen ist, an dem Jeder mal wieder Etwas für und mit sich machen sollte. Meine Rolle und meine Stärke ist die Nähe. Ich spüre schnell wenn sich in der Beziehung eine Schieflage anbahnt und ich bin die Expertin für Aktivitäten die Verbindung schaffen. So sind wir beide Teile eines Ganzen und als Team funktionieren wir sehr gut, wenn wir uns erstmal eingespielt haben.

Wie viel Nähe und wie viel Distanz ein Paar braucht ist übrigens individuell verschieden. Das müsst ihr gemeinsam ausloten.


Wie sieht es in euren Beziehungen aus? Was hilft euch dabei, euch selbst zu spüren oder die Nähe zu eurem Partner zu finden? Ich freue mich von euch zu lesen und bis zum nächsten Blogbeitrag :)