Modernistische Gurken im Zentrum Wiens

in Wien2 years ago (edited)

Liebe Leser,
unlängst ging ich von der Oper in Richtung Naschmarkt, da stieß ich auf dieses seltsame Gebilde.
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Es befindet sich am Karlsplatz, auf einem Parkplatz zwischen dem KHK, dem "Kleinen Haus der Kunst" (dem ehem. Novomatic-Forum, vormals Verkehrsbüro) und dem Ausstellungsgebäude der Wiener Secession, oder einfach Secession, hier im Hintergrund das Jugendstilgebäude mit seiner charakteristischen goldenen Blätterkuppel (auch "Krauthappel" genannt).
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Der Plakette des Podests ist zu entnehmen, dass es sich dabei um "Modernistische Gurken" handelt, eine Bronze-Skulptur aus dem Jahr 2016.
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Der öst. Künstler Erwin Wurm ist offenbar fasziniert von Gurken, schon 2010 hatte er eine Straße in Salzburg mit mannshohen Feldgurken verschönert:

Jede Gurke ist individuell verschieden, aber doch sofort als Gurke erkennbar und einem Ganzen zuordenbar … ähnlich den Menschen. Sowohl beim Menschen als auch bei einer Gurke sind die Formen unterschiedlich: groß oder klein, dick oder dünn, rau oder glatt und schmal oder gedrungen.

Wurm vergrößert die Gurken und "inszeniert sie als Wesen von individuellem Wert". Die Interpretation des Kunstwerkes lässt Erwin Wurm offen – sie liegt zwischen "kritischer Ironie und humorvollem Augenzwinkern" (Quelle).
Wurm wurde insbesondere auch bekannt durch seine "Fat Cars" und seine unkonventionellen Kurzvideos ("One Minute Sculptures"). Ausschnitte daraus und mehr über Wurm hier (7min.):

Ich mag ihn, da er grundsätzlich alles ironisch hinterfragt (die sog. "zynische Kritik") und sich dabei selbst nicht ernst nimmt, ähnlich wie der leider unlängst verstorbene Peter Weibel. Ganz anders als "Künstler" wie Hermann Nitsch, die meiner Meinung nach völlig zu unrecht in den Himmel gelobt wurden.

Apropos Karlsplatz (und dem daran anschliessenden Resslpark): Durch seine zentrale Lage als Verkehrsknotenpunkt hasten die allermeisten Menschen nur möglichst rasch von A nach B, bestenfalls noch gleichzeitig in ihre Smartphones blickend und schätzen gar nicht die vielen schönen Anblicke und Perspektiven, die dieser zu bieten hat. Hier ein Beispiel einer Morgenstimmung, im Hintergrund die Karlskirche:
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Aber über die Karlskirche muss ich definitiv noch einen separaten post machen...

Übrigens, seit 3 Tagen haben wir "offiziell" Frühling, eine Eigendefinition über den Zeitpunkt, wenn unsere Stern-Magnolie erstmals zu blühen beginnt 😃:
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Auch wenn es danach wieder empfindlich kälter geworden ist, der Frühling lässt sich nicht mehr lange aufhalten! Und darauf freue ich mich schon!

Noch einen schönen Wochenbeginn!

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Sort:  

Du kannst dich glücklich schätzen, dass Gurken (wenn auch aus Bronze und aufwendig patiniert) nichts gemein haben mit den meist affektierenden, überbezahlten Kleiderständer von den Laufstegen dieser Welt, von denen das erste Bild dann geschossen wird, wenn die 150 Perspektiven zuvor in den Bereich Katastrophe verschoben wurden. Gurken sind jedenfalls nicht als schwierig im Umgang, noch hinterlistig während ihrer (Ver)Bearbeitung bekannt. Bitter können sie jedoch werden. Und zwar so bitter, dass es einem sauer aufstoßen kann – sie jemals schlecht behandelt zu haben.
Doch in deinem Fall müsstest du dich vielleicht lediglich erklären, wieso du es mit keiner Einstellung geschafft hast, den Gurken-Verbund als 4er-Pack im Ganzen abzulichten?
Ich hingegen betrachte das Werk und fühle mich zurückversetzt in die dritte Reihe rechts (ganz nahe dem Fenster, durch welches ein öder Blick auf den Schulhof garantiert war) und vernehme die Frage des Lehrers an mich gerichtet: „Wolfram, was will der Künstler uns damit sagen?“
Zwar nicht hellauf begeistert von solcherlei Fragen, sah ich jedoch keinen gravierenden Anlass, mit meiner Einschätzung hinter dem Berg zu halten.
„Ich gehe davon aus, dass er überhaupt nichts sagen wollte. Sonst wäre er ja Schriftsteller geworden oder hätte zumindest einen Zettel beigelegt. Vielleicht hatte seine Frau zu viele Gurken bei SPAR gekauft und die Dinger lagen so auf dem Küchentisch rum. Bevor sie weggeschmissen werden, dachte er sich wohl, mache ich mal keinen Salat, sondern etwas richtig Provokantes, gleichzeitig Humorvolles und Einzigartiges draus. Wenn ich es der Stadt Wien auch noch verhökern kann, ist die Haushaltskasse für den nächsten Monat gefüllt.“
„Wolfram, es war ein Fehler von mir, dich in dieses Thema einzubeziehen. Tauche unter, du Flasche.“
Da mir ja die Zeit nicht gewährt wurde, meinen Ausführungen noch einen weiteren Satz anzuhängen, grapsche ich einfach jetzt nach der Gelegenheit.
Erwin Wurm nennt es ja die Modernistischen Gurken. Das Adjektiv modernistisch hat sich bekanntermaßen die Kirche bereits vor ewigen Zeiten unter den Nagel gerissen, um all das als neu oder gar als Reform zu verkaufen, dem jedoch nie eine Änderung widerfuhr. Außerhalb der kirchlichen Zwangsjacke spielte modernistisch nie eine wirkliche Rolle, außer man möchte etwas ganz und gar Unverändertes als die Erfindung der Moderne "verkaufen". Es ist ein sarkastischer Seitenhieb.
Anton Czlonka, der Mann fürs Grobe in Erwin Wurms Paradies des Schaffens, sieht das vollkommen richtig, wenn er sagt, dass man schließlich nicht alles verstehen muss, von dem andere behaupten, es sei Kunst.
So viel zu vier Gurken in Wien. :-)
Blühende Magnolien und Hasel sind auch schön für das Auge - doch treibt mir der Blick auf die Wettervorhersage (mit nächtlichen Minusgraden um die 5°) leichte Sorgenfalten auf die Stirn. Pfirsich und Mirabelle schlüpfen nämlich auch gerade ins Blütenkleid.

Zurecht hast Du bemängelt, dass ich das Gurkenwerk nicht in seiner ganzen Pracht abgebildet habe, daher sei das hier nachgeholt:

Ich hatte mich nicht recht entscheiden können, welches der beiden Fotos ich verwenden sollte, letztlich hatte ich das andere gewählt, weil bei jenem die Secession etwas glücklicher getroffen war, ein Gebäude, das immerhin auch jedes Recht hat, fotografisch ins bestmögliche Licht gesetzt zu werden.

Was sich der Künstler dabei gedacht hat? Im Fall von Erwin Wurm glaube ich, dass er es einfach lustig findet, wenn andere seine Objekte als Kunst betrachten.

andere seine Objekte als Kunst betrachten

Das glaube ich eher nicht. Er weiß sehr genau seine Werke einzuschätzen – ist jedoch alles andere als unglücklich darüber, wenn seiner Kunst der Schalk und der Humor nicht abgesprochen werden können.
Vom schmalen Haus bis zu der Person, die die Welt verschluckt hat – ich finde es klasse!

als ich noch studierte (Jahrzehnte her) hatten wir solches aus Ton in Raku gebrannt und noch heiß in Wasser getaucht, als rauchende Hundstrümmerln dann in der Uni auf den Gängen verteilt.

Die Herrschaft der Hässlichkeit.
Der Markenkern der aktuellen Zeit.

Lieber Manfred,
Ich hab es nach 14 Tagen Abwesenheit noch zeitgerecht geschafft für diesen Bericht (upvote).
Was da so abgeht mit der Kunst hier ist mir unerklärlich - beim Wurm kann ich mich noch gut an die Verschandelung beim Belvedere erinnern (eine Art Aufblashaus, so hat es ausgesehen).
Dabei bin ich kein Laie. Ich habe Kunst studiert mit hervorragendem Abschluss, bin seit Jahrzehnten künstlerisch tätig, war für einige Zeit Kritiker und Juror in Kanada (Werke von mir sind in der Alberta Provincial Sammlung, sowie Nickle Arts Museum in Calgary).
Was da so hochgejubelt wird und dann natürlich junge Künstler beeinflusst um ebenfalls nur mehr Schmarrn zu produzieren, ist eine Schande.
Würmer und Gurken - wie lange noch bis Ungeziefer nicht nur den Lebensmittelmarkt erobert?
Also was machen die 'Jungen Künstler' heutzutage? Bei mir im Kunstquartier Meidling ist eine Gruppe die von den Meidlinger Grünen unterstützt für Förderung ansuchen - hier ist deren Paradestück:

Im Gespräch mit ein paar anderen befreundeten Künstlern habe ich folgendes gesagt:
" ....ob visuelle Kunst (Malen, Zeichnen) oder Musik, ist in diesem Fall, unterste Schublade. Ich stelle mir vor dass 12 jährige Schüler besser sind. Die meisten 'richtigen' Künstler sind aus dem Haus bereits abgewandert. Aber seit die da sind führen sie sich auf als wären sie die Meister des Hauses."

Meine Laienmeinung dazu:
Kunst kommt heute nicht mehr von Können, sondern es geht in erster Linie um Originalität.
Etwas zu finden, was noch kein anderer gemacht hat, das ist es! Auch wenn es nur darin besteht, ein Stuhlbein ans Auge zu drücken, oder sich auf einem Besen an die Wand zu setzen. Ob das in Ordnung ist, ist eine andere Frage, die aber offenbar niemand im Kunstbusiness stellt. Denn die, die im Kunstbusiness sind, verdienen ja daran und würden das System nie in Frage stellen.
Wer das akzeptiert, der kann diese Art Kunst geniessen und die Tantiemen dem "Künstler" gönnen oder es einfach lustig finden (wie ich manche Werke von Wurm), alle andern werden sich mit Grausen abwenden. Irgendwann kommt eventuell eine Rückbesinnung auf echte Kunst.

Auch mit der Originalität hapert es gewaltig. Der ursprüngliche Kunstgangster Marcel Duchamp, sowie sein Umkreis in den Jahren von Dada, haben Sachen aufgeführt vor Hundert Jahren die bis Heute noch immer von diesen gegenwärtigen 'Originalitätskünstlern' abgekupfert werden z.B. Robert Gober - siehe die immerwiederkehrenden Urinale auf Basel Kunst.

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Anyone can be an artist. This affirmation, eventually disconcerting, will be corroborated throughout this paragraph. Anyone who had thought about laying a urinal horizontally, for example, calling that object Fountain, and sending the peculiar installation to an exhibition, disdaining any pretentious art critics on sight – anyone who had thought of that would automatically become an artist and anybody could have done it. Anyone can be an artist. Anyone who would have taped a banana to the wall and said “dearly beloved, here it is: I’ve made art” could be an artist. If Andy Warhol made an art piece replicating a Coca-Cola ad, then any individual with a printer can be an artist. There are people making thousands, millions even, auctioning pieces which scream “fool” – Blue Fool (1990), Christopher Wool – to those who watch them. If the secret to making art is to insult those who contemplate it, look no further: I’m a potential genius. Except I’m not a genius, in fact, because I’ve never thought of any of this in time. When I found those ideas, every time I reached them, someone has had them before already. But it could have been me.

Zwanzig Jahre später:


Piero Manzoni machte sich darüber in den frühen Sechziger Jahren lustig als er Merda d'artista produzierte, wobei das Tate Museum eine Ausgabe davon besitzt. Ich glaube nicht dass er es ernst meinte, doch ist dieses "Kunstwerk" ein Wahrzeichen für Alles was danach kam.

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Ich hätte das auch als Blog einstellen können, hab ich wahrscheinlich sowieso schon mehrmals gemacht.
Eine Zusammenfassung findest du hier, da gibt es so einige interessante Links zu meinen früheren Beiträgen:
GOING BANANAS AT ART BASEL MIAMI - December 2019 - Bananen oder Gurken, die Originale findest du jederzeit am Naschmarkt.

Source: [VOGUE](https://www.vogue.pt/english-version-is-this-art-creativity-issue)

Das hier wäre echt viel besser als der 'Wurm':
Hoffentlich fällt das hier nicht der Zensur zum Opfer: Der "Rembrandt von Linz" Fritz Aigner malte dieses Bild "Saure Gurkenzeit" in 1971 - es war für einige Zeit im ehemaligen Phantastenmuseum zu sehen (gibt es nicht mehr):

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dieses Bild gibt es nirgendwo auf dem Internet zu finden, das hab ich noch vor langer Zeit gespeichert als er noch eine Webseite hatte. Ich bin mit seinen Söhnen befreundet. Leider habe ich ihn nicht persönlich gekannt.

Also gegen so manche moderne Abscheulichkeit die unsere schönen Städte verschandeln wirkt dieses bronzene Gemüse schon wie die Mona Lisa.

😂

Watching this makes me feel jealous and sad because it’s been so many years that I don’t travel.
The last photos gave me good vibes 🫶🏻

Then just start. Doesn´t need to be a far travel. Try the next town and look through the streets with open eyes and an open mind. I am sure you will find interesting things also there.

Yes i will when i will save some money 😂😂😂

schönes Video

Das Boot für das Dach der Bank.

"Der Künstler der die Welt verschluckt hat"....

Falls Du noch nen Vote für die neue @detlev.witness übrig hast,


und darauf nen !BEERdann gern ein Klick hier https://vote.hive.uno/@detlev.witness

„Jede Gurke ist individuell verschieden, aber doch sofort als Gurke erkennbar und einem Ganzen zuordenbar … ähnlich den Menschen. Sowohl beim Menschen als auch bei einer Gurke sind die Formen unterschiedlich: groß oder klein, dick oder dünn, rau oder glatt und schmal oder gedrungen.

Da sieht man mal wieder, das es völlig wurscht ist was man als Kunst darstellt, solange man das passende Geschwurbel dazu liefern kann. Und wahrscheinlich wurde das mit einem 6-stelligen Betrag belohnt.

Richtig! Aber er macht er auf satirische Weise und versucht gar nicht erst, irgendeinen Sinn hineinzuinterpretieren. Schau Dir mal das Video an, ist echt witzig.

absoluter #Spacko!

Do you live in Vienna? For some reason I thought you were German. I've been to Vienna a few times, had I known you are from there I would've let you know!

Yes, I live in Vienna. If you happen to be there again, for sure let me know!

😂 Mal ne positive Gurkerei! 🥒

😂 Mal ne positive Gurkerei! 🥒

!BEER

anti-phallische Feministen in 3,2,1...

Solche gibt´s hier keine:)

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