Eine Sache, die mich bei euch Rechtslibertären (den Begriff hab' ich jetzt einfach mal erfunden, ich finde er passt^^) stört, ist diese extreme schwarz-weiß Malerei, die fehlende Bereitschaft zur Differenzierung, die man bei ganz vielen Themen beobachten kann.
Am Beispiel Gleichheit: Du betreibst selbst eine Art intelektuellen Egalitarismus, wenn du nicht zwischen verschiedenen Formen der Gleichheit differenzierst.
Biologische Gleichheit der Geschlechter? Völliger Unsinn.
Biologische Gleichheit aller Menschen? Bis zu einem gewissen Grad ok, dann aber Unsinn... Wir teilen uns zwar vieles, unterscheiden uns aber dann doch deutlich in unseren Talenten und Schwächen.
Völlige ökonomische Gleichheit? Kann es niemals geben, da stimme ich zu, und ist auch nicht erstrebenswert, da die Gesellschaft dann wohl aufhört, zu funktionieren. Das impliziert aber nicht, dass das Streben danach, die Ungleichheit in einem Rahmen zu halten, der von den Betroffenen nicht als absurd ungerecht empfunden wird, schädlich ist. Diese gefährdet ja auch den sozialen Frieden, die sozialistischen Revolutionen des 19. und frühen 20. Jhdts. gab es ja nicht ohne Grund.
Gleichheit an Rechten und Pflichten? Die ist unabdingbar für das Funktionieren einer freien Gesellschaft, und absolut keine Erfindung der 68er. Wie schreiben die amerikanischen Gründerväter (deren Vorstellungen heutzutage übrigens überwiegend als libertär gelten würden) so schön:
We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.
tl, dr:
Man muss nicht gleich für oder gegen jede Gleichheit sein, sondern kann zwischen verschiedenen Formen der Gleichheit unterscheiden.
"Man muss nicht gleich für oder gegen jede Gleichheit sein, sondern kann zwischen verschiedenen Formen der Gleichheit unterscheiden."
100% D'accord.
Auf diesen Einwand war ich bereits weiter oben eingegangen. Mit der angesprochenen Gleichheit meine ich ja gerade nicht die Gleichheit vor dem Gesetz - diese ist eine Idee der Aufklärung, das Fundament der Freiheit und damit gerade das, was Liberale und Libertäre wollen.
Das linke Ideal hingegen, das sich z.B. in der Ideologie des Kommunismus zeigt, ist eines der materiellen Gleichheit. Dieser Idee den Anschein der Moralität zu nehmen war das Ziel dieses Textes.
(Darüber hinaus wollte ich zeigen, dass viele Leute, die sich als "Linke" begreifen, gar nicht verstehen, dass sie dazu konditioniert wurden, jede Art von Unterschieden (zwischen Kulturen, Völkern, Religionen etc.) zu leugnen und ihre Benennung durch soziale Ächtung und Nazikeule zu quittieren. Aber das ist sicher angekommen ;).)
Zu den sozialen/sozialistischen Revolutionen der letzten 150 Jahre: Ja, dass diese uns voran gebracht haben, ist der Narrativ unserer progressiven Meinungsmacher. Ich sehe das nicht so. Eine wirklich freiheitliche Welt würde sicherstellen, dass sich jeder im Laufe seines Lebens beweisen und etwas aus sich machen könnte. In solch einer Welt würde es dann natürlich auch Unterschiede bzgl. Einkommen und Vermögen geben, aber solange diese auf dem Mehrwert basieren, die ein Mensch auf dem Marktplatz der Güter & Ideen erbracht hat, habe ich damit kein Problem.
Eines meiner Themen war und ist auch, auf die Arten von Ungleichheiten hinzuweisen, die erst durch staatliche Einflüsse in unsere Welt kommen - z.B. durch unser ungedecktes Papiergeld. Weiter oben habe ich dazu schon dieses großartige Buch empfohlen.)
"Eine Sache, die mich bei euch Rechtslibertären (den Begriff hab' ich jetzt einfach mal erfunden, ich finde er passt^^) stört [..]"
Hehe. Mich kannst du gerne so nennen. Die einzig sinnvolle Definition von rechts ist anti-egalitär, d.h. man ist gegen die Einebnung jeder Art von menschlichen Unterschieden durch den Staat. Auf der anderen Seite stehen jene, die es als moralisch betrachten, wenn sie diese Institution übernehmen und ihre Macht dazu nutzen, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen zu verändern und die Menschen darin gemäß ihres Weltbildes umzuerziehen.
Ergo: Freiheit oder Gleichheit?
;)
Ja, aber das setzt ja auch voraus, dass jeder Startbedingungen vorfindet, die zwar nicht unbedingt gleich sind, es ihm aber zumindest ermöglichen, etwas aus sich zu machen. Und dem ist ja nicht der Fall, da die Mehrheit auf dem Planeten (und ich rede hier nicht vom westlichen Europa, auch wenn wir da leider auch immer mehr in bedenkliche Zonen driften) gar keine Chance hat, dem Hamsterrad zu entkommen, ohne ums Überleben fürchten zu müssen.
D.h. deine Vorstellung von Freiheit funktioniert nur ihm Rahmen der von dir vorgegebenen Prämissen, die aber in der realen Welt nicht gegeben sind.
Edit: Dass ich dein Fazit naturgemäß nicht teile, ist eh klar, aber die Diskussion sparen wir uns jetzt, das führt sonst wieder ins Bodenlose ;-)
Wie ist denn Europa der Armut und dem Dreck entkommen? Durch eben jene Aufklärung, die Achtung von Eigentumsrechten und ein Verständnis davon, was Freiheit bedeutet.
Es glaube nicht, dass es ein Land gibt, in dem solche Strukturen den Lebensstandard der Menschen nicht dramatisch erhöhen würden - und das auch ohne das Ideal der "Chancengleichheit" und staatliche Schulen.
"Dass ich dein Fazit naturgemäß nicht teile, ist eh klar, aber die Diskussion sparen wir uns jetzt, das führt sonst wieder ins Bodenlose ;-)"
Geht klar ;) Um für sowas einen Haufen Zeit zu investieren, ist mir das Wetter draußen gerade auch zu gut.