17. März 2019
Auf untenstehendem Bild sieht man eine Aufnahme eines Schülerprotestes gegen den Klimawandel oder wie sie es nennen "Fridays for Future" ("Freitage für Zukunft" - warum der bestimmte oder unbestimmte Artikel die oder eine vor Zukunft fehlt oder ein erläuterndes Adjektiv wird deren Geheimnis bleiben, der Slogan klingt so wie er dasteht jedenfalls nicht unbedingt intelligent).
Das im Text angesprochene Bild. Eingebundener Link von Facebook [1]. Das Bild soll im vergangenen Freitag in Graz aufgenommen worden sein. Es wurde von der Seite Libertäre Initiative weiter verbreitet, nachdem es bei der KJÖ - Kommunistischen Jugend Österreich erschienen war [2].
Auf dem Bild erkennt man offensichtlich eine Begeisterung für die Symbolik der Sowjetunion und Werbung für eine antikapitalistische Haltung. Alleine daran kann man drei mögliche Dinge erkennen:
- Dummheit
- Unbedarftheit
- Unwissenheit.
Denn, im real existierenden Sozialismus wurde die Umweltverschmutzung auch in den 1970ern und 80ern noch in neue Sphären getrieben, als im Westen längst Ressourcen in den Umweltschutz investiert wurden und echter Fortschritt stattfand. Im Osten hatte man wegen des untauglichen Systems gar keine Möglichkeiten und Mittel dazu. Die Repräsentation des Kollektivs in der Staatsverwaltung hatte genügend andere Baustellen und Schwerpunkte, dass sie sich darum kaum kümmern konnte und dem Einzelnen war eigeninitiatives Engagement nur sehr eingeschränkt erlaubt. Dazu konnten die Betriebe nicht wirklich auf eigene Rechnung arbeiten und so gezielt Modernisierungen oder Technologiesprünge planen und umsetzen. Es galt leider die Maxime: Einmal bauen - möglichst im Rahmen eines für die Politik prestigeträchtigen Grossprojekts - und dann möglichst bis in alle Ewigkeit ausbeuten und so wenig wie möglich für Wartung und Instandhaltung ausgeben.
Wer heute Menschen aus dem Osten Deutschlands fragt, die nahe den Bergbau- und Industriezentren gelebt haben, der bekommt keine Geschichten erzählt, die von einem grossem Umweltbewusstsein der DDR-Führung zeugen. Sondern diese Menschen werden einem davon erzählen, wie sie - Kinder, Erwachsene und alte Menschen - unter der extremen Verschmutzung gelitten haben. Als Quellen kann ich mich auf durchaus namhafte Menschen berufen. Zum einen einen Professor für Analytische Chemie, der in Zürich lehrt und aus Köthen (Sachsen-Anhalt) stammt, aus der unmittelbaren Umgebung von Bitterfeld, Standort eines grossen Chemiekombinats [3]. Zur selben Zeit wurde in der Umgebung im Tagebau Bernstein gewonnen. Ein weiteres Chemiekombinat in derselben Region existierte in Schkopau, die Buna-Werke [4]. Berichtet wurde mir auch aus Sachsen, aus der Region rund um Zwickau. Dort gab es vor allem in Glauchau [5] und Crimmitschau [6] Textilindustrie und Färbereien. Im Fluss Zwickauer Mulde wurden erst Jahre nach der Wende wieder Fischlarven im Fluss entdeckt.
Als Informationsquellen zur damals sehr schlimmen Lage in der UdSSR kann ich (ein weiteres Mal) zwei Bücher empfehlen, die von dem US-amerikanischen Demographen und Slawisten Murray Feshbach geschrieben wurden und in den 1990er Jahren erschienen sind [7, 8]. Vieles hat sich in Russland übrigens bis heute nicht wirklich gebessert. Am besten liest man in Feshbachs Buch die Daten über die Krankheiten, die sich in der Bevölkerung wegen der Verschmutzung ausbreiteten.
Was lernt man daraus? Marktwirtschaft ist nicht perfekt, schafft aber die Wertschöpfung, um Verbesserungen zu erzielen. Sozialismus hingegen schafft Fehlanreize und ermächtigt eine Verwaltung, die niemals soviel wissen kann, wie sie wissen müsste, um gut zu regieren. Das wiederum bedeutet, dass es im Sozialismus zu weniger Fortschritt und mehr Verschmutzung und Verschwendung kommen muss, als in einer Marktwirtschaft. Wer das nicht begreift, sollte unabhängig seines Alters höchst begrenzt ernstgenommen und besser nicht medial beworben werden.
Von Monika Hausammann, auch bekannt als Frank Jordan (Bücher, Blog und Beiträge für Eigentümlich Frei) wurde ich noch aufmerksam gemacht, dass der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) [9] in der Zeit seines Wirkens eine sozialpsychologische Erkenntnis sehr anschaulich darlegte. Er zeigte mit der nach ihm benannten Bedürfnishierarchie [10], auch als Bedürfnispyramide bekannt, dass sich Menschen abhängig vom persönlichen Wohlstand anders verhalten.
Maslow's Hierarchy of Needs [11]. | Die Maslowsche Bedürfnishierarchie [12]. |
Wer gar keinen Wohlstand hat, kann sich in der Regel nur um sich und die Befriedigung seiner physiologischen Bedürfnisse kümmern. Dann kümmert man sich kaum um andere Menschen und noch weniger um die Umgebung oder die Sauberkeit der Atemloft.
Mit etwas Wohlstand kommen Sicherheitsbedürfnisse hinzu. Eine sichere Schlafstelle für sich und die engsten nächsten. Danach erst folgen soziale Bedürfnisse, dann weitere individuelle Bedürfnisse und zuletzt wächst das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Selbstverständlich überlappen sich die Bedürfnisse, denn auch Reiche müssen weiter ihre physiologischen Bedürfnisse stillen, die Anstrengung dafür fällt aber spürbar geringer aus als bei extrem armen Menschen. Es leuchtet ein, dass eine langfristige, zu planende Selbstverwirklichung kaum eine grössere Präsenz einnehmen kann, wenn am Morgen eines Tages nicht klar ist, was man denn essen soll oder an welchen sicheren Ort man sich am Abend zurückziehen kann.
Der Kampf gegen den Klimawandel gehört sicherlich in verschiedene Kategorien hinein. Zur ersten Kategorie physiologische Bedürfnisse gehört er aber nicht. Bedürfnisse nach Sicherheit und sozialer Harmonie dürften hineinspielen, ansonsten dürfte es sich bei diesem Aktivismus vorwiegend um die Befriedigung eines Bedürfnisses nach Selbstverwirklichung handeln. Also um ein Bedürfnis, das in Bereich des ganz hohen Wohlstandes angesiedelt ist.
Dynamische Darstellung der Bedürfnishierarchie [13]. Gut zu sehen ist in dieser Darstellung, dass die einzelnen Bedürfnisse meist nicht isoliert voneinander stehen müssen, sondern sich überlappen können.
[7] Ecocide in the USSR - Health and Nature under Siege
[8] Ecological Disaster - Cleaning up the Hidden Legacy of the Soviet Regime
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnishierarchie
https://en.wikipedia.org/wiki/Maslow's_hierarchy_of_needs
[11] Die Datei ist unter Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International lizensiert und darf weiterverbreitet werden. Gefunden wurde sie unter [10]. Urheber ist User FireflySixtySeven.
[12] Die Datei ist gemeinfrei. Gefunden wurde sie unter [10]. Urheber sind die User Philipp Guttmann und Jüppsche.
[13] Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Gefunden wurde sie unter [10]. Urheber ist User Philipp Guttmann.
[1] Facebook-Beitrag der Libertären Initiative: https://www.facebook.com/libertive/photos/a.792997367544391/1130575630453228/?type=3&theater
FB-Webseite der Libertären Initiative: https://www.facebook.com/libertive
[2] Facebook-Post der KJÖ - Kommunistische Jugend Österreichs: https://www.facebook.com/kjoe.at/photos/a.457426698940/10156761636918941/?type=1&theater
FB-Webseite der KJÖ: https://www.facebook.com/kjoe.at/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrochemisches_Kombinat_Bitterfeld
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrochemisches_Kombinat_Bitterfeld
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Buna-Werke
https://en.wikipedia.org/wiki/Buna_Werke_Schkopau
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Glauchau
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Crimmitschau. Murray Feshbach und Alfred Friendly, 1992, Basic Books. Amazon: https://www.amazon.com/dp/0465017819/ref=cm_sw_r_tw_dp_U_x_P6KJCbTCPH8VP Ausleihbar bei Archive.org: https://archive.org/details/ecocideinussrloo00mart. Murray Feshbach, 1994, Brookings Inst Pr. Amazon: https://www.amazon.com/dp/0870783645/ref=cm_sw_r_tw_dp_U_x_b7KJCbJEPZYT9 Ausleihbar bei Archive.org: https://archive.org/details/ecologicaldisast0000fesh"
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Maslow
https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_Maslow
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