Spontane Entscheidung sind doch oft die besten.
Es ist Winter. Ich bin in Südtirol. Die Sonne scheint. Wie wäre es jetzt wohl, an der Auronzo Hütte zu stehen und das verschneite Bergpanorama in der glänzenden Sonne zu genießen? Das wäre traumhaft!
Doch wie komme ich im Winter bis zur Hütte? Die im Sommer so leicht zu befahrene Panoramastraße ist erst Ende Mai wieder geöffnet. Da kam die spontane Idee: Ich komme sogar bis zu den 3 Zinnen, wenn ich mir eine Schneeschuhtour buchen werde.
Schneeschuhtour buchen - easy oder schwierig?
Gesagt, getan. Wobei, so einfach war das gar nicht. Wenn du nämlich "Schneeschuhtour buchen 3 Zinnen" googelst, kommen ganz viele Tourentipps und Vorschläge für Schneeschuhtouren rund um die 3 Zinnen. Außerdem kenne ich jetzt auch diverse Routen für Skitouren.
Im Sommer bin ich auch viel alleine in den Bergen unterwegs. Manchmal Kletter ich auf anspruchsvollen Klettersteigen über Stock und Stein in den Karawanken oder auf einfachen Wanderrouten im Karwendel. So oder so, ich gehe immer nur Routen, die ich gut einschätzen kann und auf denen ich mich sicher fühle.
Im Winter bin ich allerdings überhaupt nicht bewandert (im wahrsten Sinne des Wortes =)). Bisher war ich im Schnee nur in fachmännischer Begleitung unterwegs. Alleine würde ich mich das mit so wenig Winterkenntnissen niemals wagen ins verschneite Gebirge zu ziehen.
Deshalb haben mich die ganzen tollen Tipps nicht weitergebracht. Nach einer kleinen Suche bin ich dann doch recht schnell auf die Alpinschule Dreizinnen gestoßen. Volltreffer!
Für Ende der Woche war laut deren Homepage eine Schneeschuhtour zu den 3 Zinnen zu buchen - leider sollte bis dahin aber das gute Wetter verschwinden. Für Anfang der Woche waren auch noch ein paar andere Touren in den Dolomiten ausgeschrieben. Kurzerhand habe ich eine Mail an die Alpinschule Dreizinnen geschrieben, ob denn auch noch Anfang der Woche eine Schneschuhtour am Fuße der drei Zinnen angeboten wird. Denn wenn ich schon einmal in den Dolomiten bin, dann wollte ich auch das Herzstück des Weltnaturerbe im Winter bewundern.
Sofort am nächsten Morgen hatte ich eine Antwort von Steffi aus dem Büro der Alpinschule Dreizinnen. Nach ein paar Mails und Telefonaten war alles klar: Am Dienstag ist eine Truppe für eine Schneeschuhtour am Fuße der drei Zinnen zusammen gekommen. Danke für diese tolle Orga!
Treffpunkt am Lago d'Antorno
Ich hätte auch mit Heini dem Bergführer von Sexten aus anreisen können, das wurde mir mehrmals angeboten. Ich fand es allerdings chilliger, direkt am Treffpunkt zu übernachten. Denn dann kann ich ein wenig länger ausschlafen. Es sollte nämlich schon um 9 Uhr losgehen. Das ist für mich ja quasi mitten in der Nacht.
Die Nacht auf dem Wohnmobilstellplatz am Lago d'Antorno war zwar (im Winter) kostenlos und sehr ruhig, aber auch bitter kalt mit -8 Grad. Na ja, dafür konnte ich länger schlafen. Pünktlich um 9 war die Schneeschuhtour-Truppe rund um Heini versammelt. Nur die Motorschlitten waren noch nicht wirklich bereit.
In der Zeit haben wir alle unsere Schneeschuhe, die Stöcke und die Lawinensonden bekommen - für alle Fälle. Nach ein paar Minuten warten in der strahlenden Morgensonne, durften wir alle - insgesamt 7 an der Zahl - die Motorschlitten besteigen. In einer etwa 15 minütigen Fahrt wurden wir ohne große körperliche Anstrengung bis zu der Auronzo Hütte hinaufgebracht. Abgesehen von dem Gestank der Abgase und dem Lärm der Motorschlitten eine traumhafte Art und Weise zum Startpunkt der Schneeschuhtour gebracht zu werden. Zu Fuß hätte das Stunden gedauert!
An der Auronzo Hütte angekommen war das Wetter gar nicht mehr so idyllisch. Die Sonne war zwar noch da, aber der Wind hier oben war dafür umso eisiger. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Gefühl von oben bis unten durchgefroren zu sein - obwohl ich recht dick eingepackt war. Sogar Handschuhe hatte ich an, das ist wirklich selten der Fall.
Glücklicherweise ging es nach dem wirklich einfachen und fast selbsterklärenden Anschnallen der Skischuhe gegen 10 Uhr gleich los. Heini ist zielstrebig auf den ersten Hügel losgegangen und raufgestiegen. Ich dachte mit insgeheim: "DA soll es lang gehen"? Aber einem Bergführer, der schon 541 Mal die große Zinne bestiegen hat, wird man ja wohl vertrauen.
Das erste Stück war teils steil bergauf, aber auch teils extrem abschüssig. Gut, dass ich keine Höhenangst habe, denn das war sicher für den ein oder anderen schon grenzwertig, Heini hat das aber gut pariert, indem er uns allen erklärt hat, wie wir am besten mit den Schneeschuhen gehen und die unsicheren Teilnehmer mit zu sich genommen hat.
Bei Klettersteigen mag ich es besonders gerne, wenn die Schlüsselstelle schon am Anfang ist. Dann weiß man, dass es nicht mehr schlimmer wird. Das wusste ich zwar hier nicht vorher, aber ich kann euch versichern, dass die ersten 10 Minuten der Tour meiner Meinung nach die anspruchsvollsten waren.
Danach sind auch meine Finger wieder aufgetaut und auch sonst wurde es schön warm. Den Wind haben wir nämlich für den Rest der Schneeschuhtour an der Auronzo Hütte gelassen. Was für ein Glück!
Bei strahlendem Sonnenschein und stetig wärmer werdenden Temperaturen sind wir meist leicht aufwärts Richtung 3 Zinnen gestapft. Den ersten Stopp gab es an der Cappella degli Alpini gegen 10:30 Uhr. Von der Kapelle aus hat man bereits besten Blick auf die Südwände der 3 Zinnen. Heini hat uns ein paar Geschichten von den umliegenden Bergen erzählt und Tipps für weitere tolle Touren in den Dolomiten gegeben.
Außerdem hat er stolz erzählt, dass er mit über 500 Besteigungen der Mensch auf der Welt sei, der am häufigsten die große Zinne bestiegen hat. Ich habe mich mit ihm dann gleich mal für den Sommer verabredet. Wer könnte mich da besser raufführen als er? Sicherlich kennt er die große Zinne wie seine Westentasche!
Weiter gehts "immer aufi" zur nächsten kleinen Rast: bei der Lavaredohütte. Diese Schutzhütte dient in den Sommermonaten als perfekte Zwischenstation auf dem 3-Zinnen-Rundwanderweg.
Wir haben die Zwischenstation erst einmal dazu genutzt etwas zu trinken, neue Sonnencreme aufzutragen (hätte ich nur auch mal!) und vor allem ein-zwei Lagen Klamotten auszuziehen. Denn mittlerweile ist es windstill und wirklich recht warm geworden. Außerdem zeigt sich schon der letzte etwas steilere Anstieg zum Paternsattel.
Von der Lavaredohütte aus zieht Heini die Spur im unberührten Schnee im Zick-Zack. Dieses Stück ist das steilste Stück unserer gesamten Schneeschuhwanderung. Doch das macht gar nichts, denn uns ist bewusst, dass wir am Paternsattel mit einem herrlichen Blick auf die 3 Zinnen belohnt werden. Also Augen auf und durch! =)
Ich kann euch versichern: Es hat sich tausendfach gelohnt!
Den Rundwanderweg um die 3 Zinnen im Sommer zu begehen ist bereits traumhaft und trotz großem Touristenansturm umbedingt zu empfehlen! Im Winter das Naturerbe 3 Zinnen im fast unberührten Schnee zu bewundern ist fast unbeschreiblich!
Der Paternsattel befindet sich auf 2454 m ü. NN, die höchste Erhebung der 3 Zinnen ist die Große Zinne mit 2999 m ü. NN. Wahrlich monumental erheben sich die 3 Zinnen aus dem Boden. Ein Teilnehmer der Wanderung sagte ganz fasziniert:
Als hätte die 3 Zinnen da jemand einfach so reingesteckt hat.
Genau so könnte es gewesen sein - mit etwas Phantasie. Fast unvorstellbarer ist mir allerdings, dass im August des Jahres 1915 auf die Große Zinne im Zuge des ersten Weltkrieges Scheinwerfer und Kanonen transportiert wurden. Bis nach oben!
In den Dolomiten sind noch Stollen, Gebäude und zahlreiche andere Überreste des Krieges zu finden. Sehr geschichtsträchtig ist deshalb auch der Klettersteig auf den Paternkofel. Ein superschöner und relativ einfacher Klettersteig mit traumhaftem Ausblick auf die 3 Zinnen von weiter oben! Einziges Manko: Auf dem Klettersteig ist mit Stau und Gegenverkehr zu rechnen.
Der Paternsattel ist das wunderbare Ziel unserer Schneeschuhwanderung um die 3 Zinnen. Um 11:30 Uhr sind wir alle heil oben angekommen und stärken uns erst einmal mit der mitgebrachten "Gipfeljause".
Von hier aus kann man auch schon einen Blick auf die Dreizinnenhütte erhaschen. Die Hütte ist ebenfalls nur im Sommer geöffnet, hat 140 Übernachtungsplätze und verzeichnet täglich bis zu 2000 Besucher.
Das lässt ansatzweise erahnen, was hier im Sommer los ist. Teilweise gibt es auf den breit ausgelegten Wanderwegen (Flipflopalarm!) wegen des großen Besucherandrangs regelrechte Stauungen.
Uns ist der Massentourismus an den 3 Zinnen aber völlig egal. Im Winter zeigt sich dieser nämlich nicht. Zumindest nicht an dem traumhaften Tag, den wir uns für unsere Schneeschuhwanderung am Fuße der 3 Zinnen ausgesucht haben! Wir haben die erste Spur in den Schnee gezogen und sind auch am Paternsattel nahezu alleine. Hier können wir den Ausblick auf die 3 Zinnen und die umliegenden Berge ungestört genießen.
Nach fast einer Stunde "Gipfelrast" und einigen Bildern von uns, den 3 Zinnen und den umliegenden Bergen machen wir uns um 12:15 Uhr wieder auf zum Rückweg.
Wir nehmen die gleiche Spur wie auf dem Hinweg, gegen 12:30 Uhr wieder vorbei an der Lavaredohütte und 13:00 Uhr an der Cappella degli Alpini zurück zur Auronzohütte, die wir gegen 14:00 Uhr erreichen.
Auf dem Rückweg kommen uns jetzt einige Skitourengeher und andere Wanderer entgegen, die die Ruhe und den atemberaubenden Ausblick hier oben auch genießen wollen.
An der Auronzohütte genehmigen wir uns noch einen Kaffee, Saft oder ein Stück Kuchen. Leider gibt es hier oben im Winter (offensichtlich) keine Wasserversorgung. Wasser muss hier in Kanistern hochgebracht werden. Das erklärt auch die höchst unfreundliche Tatsache, dass Plastik- und Wegwerfgeschirr auf der Hütte verwendet wird. Genug Wasser zum Geschirr Spülen scheint nicht vorhanden zu sein.
Nach der kleinen Stärkung machen wir uns an den Abstieg - nein Moment: an die Abfahrt. Doch dieses Mal nicht mit dem Motorschlitten, sondern mit dem ganz normalen Schlitten. Etwas anstrengender, aber dafür ohne Dieselgeruch und mit noch mehr Spaß und Adrenalin! Um 15:00 Uhr sind wir wieder am Auto und verabschieden uns bis zum nächsten Mal! =)
Ein wirklich gelungener Abschluss einer sehr gelungenen Schneeschuhtour am Fuße der 3 Zinnen! Danke an die Alpinschule Dreizinnen und Bergführer Heini für diese traumhafte Tour!
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Liebe Rebecca, sehr schön nach langer Zeit mal wieder von dir zu lesen. :-)
Bist immer noch in meinem Autovoter drin und bleibst auch drin. Tolle Bilder, tolle Wanderung, super Erfahrung für dich! Ich bewundere dich, wie du das alles meisterst!
Liebe Grüße aus München! Peter
PS: Artikel ist doppelt gepostet, aber egal, das bringt vielleicht doppelt rewards! :-)
Magische Bilder! So eine Tour würd mich auch einmal reizen! Schön wieder einmal von dir zu lesen :)
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