Sie wird oft vermieden, oft schlechtgeredet und hat in unserer digitalen Welt eigentlich keine echte Chance mehr: die Langeweile. Dabei ist sie einer der besten Nährböden für Kreativität und Motivation. Es ist kein Wunder, dass die Mehrweit der größten Denker in einer Zeit gelebt haben, als es keinen nennenswerten Zeitvertreib außer Nachdenken gab.
Wie viele Menschen wurden wohl zum Maler, weil sie gerade nichts zu tun hatten und vor ihnen ein leeres Blatt Papier mitsamt Bleistift lag?
Langeweile ist perfekt für Kreative!
Wenn man einmal eine langweilige Stunde verbringt, weiß man auch genau warum. Unterdrückte Gedanken drängen sich in den Vordergrund. Man formuliert sie teilweise bewusst, teilweise unbewusst aus, denkt sie weiter, zu Ende, reißt andere an. Es entsteht ein Fluss aus Gedanken, aus Eindrücken, die man über die letzte Zeit gesammelt hat und die erst jetzt an die Oberfläche kommen.
Nicht immer, aber manchmal mündet dieser Fluss in eine Idee oder eine Entdeckung oder eine Realisation, die man ohne die Langeweile nie gehabt hätte.
Mit dem Handy jederzeit griffbereit wie ein Revolver, ist die Langeweile allerdings eine Rarität geworden. Bevor man sich mit seinen eigenen Gedanken auseinandersetzt, liest man sich lieber die neuesten Tweets von einer Person durch, die man nie getroffen hat und auch nie treffen wird.
Schade eigentlich. Ich aus meiner Erfahrung kann nur dazu raten, sich ab und zu mal zu langweilen. Am besten noch mit ein bisschen Musik im Hintergund. Dann kommen echte Perlen zum Vorschein.
»Ich bin nicht kreativ«, sagen viele Menschen. Meiner Meinung nach wissen sie bloß nicht, wo sie die Kreativität finden.
Danke an die, die bis hierher gelesen haben :)
Link zu meinem letzten Post: https://steemit.com/deutsch/@physik0r/ideen-strukturieren-or-die-leiden-des-jungen-selfpublishers-teil-3
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder von seinem Hirn Gebrauch machen würde!?
Die Menschen würden irgendwann plötzlich wieder anfangen, selbständig zu denken und eigene Meinungen zu entwickeln. Plötzlich würde keiner mehr den Kaufbefehlen (Werbung) folgen, sondern eigene Strategien entwickeln. Das kann natürlich nicht angehen – die Wirtschaft würde zusammen brechen, wenn jeder sein Smartphone oder Mobiltelefon 7 bzw. 10 Jahre nutzen würde.
Ich gebe zu: Ich bin mit beidem unterwegs und das aus gutem Grund. Das Smartphone dient mir als MP3-Player, da ist ein ganzer Bollerwagen voller CDs drauf. Die Kamera taugt was, ich kann MP3-Audio aufzeichnen, zwar mono, aber immerhin 192kb/s. Terminkalender, Notizbuch … schon praktisch. Aber ich habe noch nicht mal ein SIM-Karte in dem Ding. Zum Telefonieren habe ich so ein uraltes Schiebedings von Samsung aus 2008. Standby knappe 5 Tage. Wenn ich unterwegs bin ist das Ding sowieso aus. Meine Devise: "Don't call us, we call you!"
Back to top: Wer der Herde folgt, sieht immer nur Ärsche vor sich. Wer dann auf mentaler Ebene ständig Fernlicht und Blinker links an hat und versucht das Motto "Wo ich bin, ist vorne" zu leben, wird auf lange Sicht alles verlieren; zunächst sich selbst, dann seine engeren Beziehungen und wenn eine Ehe zerbricht, geht die Existenz gerne auch gleich mit drauf.
Aber das scheint ja so gewollt zu sein. Je weniger Rückhalt der einzelne Mensch in seinem sozialen Umfeld hat, um so leichter ist er als Kunde zu gewinnen. Man kauft nicht einfach Margarine. Man kauft das Lebensgefühl: Großes Haus im Hintergrund, die Familie an einem Tisch in einem Garten – eine Nummer größer und es wäre ein kleiner Park, – alle sind fröhlich und lachen und schmieren sich die Pampe fingerdick auf die Stullen. Dafür zahlt man dann an der Kasse auch gerne den doppelten Preis im Vergleich zur Discounterware.
Kreativität ist wie spaltbares Material: Kommt genug auf einen Haufen zusammen, entsteht eine Kettenreaktion, die nicht mehr aufzuhalten ist. Ich habe mittlerweile so viele "Eisen im Feuer" – manchmal komme ich mir vor wie einer dieser Zirkusartisten, die 20 Teller gleichzeitig auf Stäben rotieren lassen.
Das Zauberwort heißt Bildung. Auch wenn das Internet mehr und mehr vermüllt ist es immer noch ein selbsterklärendes Medium. Ich glaube ich werde das Thema in meinem Blog weiter behandeln, sonst wird das als Antwort zu fett.
Danke für den inspirierenden Beitrag!
Bleib' munter!
solid-state
Steckt viel Wahres dran. Kaum vorzustellen, wie viel Potenzial verschenkt wird, weil die Leute sich nicht mehr mit sich selbst beschäftigen können oder schon fast Panikartig immer versuchen, vor sich selbst zu fliehen und sich in sinnlose Ablenkungen verfangen.
Passt aber auch zu unserer aktuellen Gesellschaft. Immer getrieben, viel Hektik und immer in Bewegung. Krafttanken, Ruhe oder Nichtstun wird irgendwie als etwas Verwerfliches und Schlechtes gesehen.
Immer höher, schneller, weiter - bloß nicht mal stehenbleiben...so scheint das Motto heutzutage weltweit.
Ich habe auch manchmal so Tage - da frage ich mich am Abend, was ich denn "vollbracht" habe...und weiß keine Antwort. Es reicht doch auch, einfach nur zu "sein" - muß im Leben alles produktiv sein ?
Einfach mal in den Gedanken verweilen kann durchaus schön sein ! Ich habe zu diesem Thema schon einige Musik komponiert - hört doch mal rein.
Viele Grüße
Michael