Das undurchsichtige Schweigen der Mainstream-Medien zum Tod von Zbigniew Kazimierz Brzeziński

in #deutsch7 years ago

Vor 3 Tagen ist Zbigniew Brzeziński im Alter von 89 Jahren verstorben. Als führender Strategiker der USA war er in einen Großteil der geopolitischen Entwicklungen der vergangenen 50 Jahre involviert. Seine großen Pläne drohen aber durch aktuelle Entwicklungen zu scheitern.


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Am 26. Mai 2017 verstarb Zbigniew Brzezinski.

In Deutschland war er, zumindest in interessierten Kreisen, bekannt geworden durch sein 1997 erschienenes Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ (The Grand Chessboard), für welches Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher noch das Vorwort schrieb. Wie kaum ein anderer beeinflusste Brzeziński die amerikanische Außenpolitik im 20. Jahrhundert. Seine strategische und analytische Schärfe war gekennzeichnet von der moralbefreiten Akzeptanz politischer Konsequenzen.

In dem Buch erläuterte Zbigniew Brzezinski ausführlich die amerikanische Perspektive auf Russland und Europa. In Westeuropa, so Brzeziński, müssen die USA darauf achten, dass weder Deutschland noch Frankreich zu stark werden. Gleichzeitig richtete Zbigniew Brzeziński alle außenpolitischen Überlegungen darauf aus, wie sich Russland aus Europa heraushalten lässt.

Mackinder’s Herzland-Theorie

Er war ein polnisch-US-amerikanischer Politikwissenschaftler und als solcher von 1966 bis 1968 Berater Lyndon B. Johnsons und von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Er war Professor für US-amerikanische Außenpolitik an der School of Advanced International Studies (SAIS) der Johns Hopkins University in Washington, D.C., Berater am „Zentrum für Strategische und Internationale Studien“ (CSIS) in Washington, D.C. und Autor renommierter politischer Analysen. Daneben betätigte er sich als Berater für mehrere große US-amerikanische und internationale Unternehmen.

Brzeziński wird zur realistischen Schule der internationalen Politik gerechnet und stand geopolitisch in der Tradition Halford Mackinders und Nicholas J. Spykmans.

Mackinder formulierte 1904 in der Schrift The Geographical Pivot of History die Heartland-Theorie als Teil der Geopolitik: Diese besagt, dass die Beherrschung des Kernlandes Eurasiens der Schlüssel zur Weltherrschaft sei und dass Großbritannien als führende Seemacht, da es aufgrund seiner Insellage dieses Gebiet nicht beherrschen könne, mit dem Aufkommen einer gefährlichen expansionistischen Macht auf dem Kontinent rechnen müsse, insbesondere mit Russland. Brzeziński hat den „Herzland“-Begriff wiederbelebt und die Idee Russland einzukreisen präzisiert. Die NATO-Osterweiterung und die Politik, von den baltischen Republiken bis nach Turkmenistan möglichst viele Länder aus dem Einflussbereich Moskaus herauszulösen sind wesentliche Teile seiner Strategie.

Die afghanische Falle

Parteipolitisch stand er eher den Demokraten nahe. Brzeziński wurde ein konsequenter Unilateralismus zugeschrieben. Hinsichtlich dieses Unilateralismus wird Brzeziński unter anderem mit Richard Perle und Paul Wolfowitz verglichen.

In Afghanistan gelang es durch Brzezińskis Politik, die Sowjetunion in eine Falle tappen zu lassen. Ziel der amerikanischen Regierung unter Präsident Jimmy Carter war es, die radikalen islamistischen und antikommunistischen Kräfte Afghanistans, also gerade auch die fundamentalistischen Mudschahidin, zu stärken, um die säkulare, kommunistisch ausgerichtete Regierung zu stürzen.

Seit dem 5. Dezember 1978 hatte die prosowjetische Regierung der Demokratischen Volkspartei Afghanistans einen „Freundschafts- und Beistandspakt“ mit der Sowjetunion, wonach die afghanische Regierung sowjetische Hilfe in Anspruch nehmen könne, wenn sie in Gefahr ist. Zwischen dem 17. März 1979 und dem 12. Dezember 1979 hatte die Regierung unter dem Staats- und Regierungschef Hafizullah Amin 21 Mal um Militärhilfe der Sowjetunion gebeten, da sie sich immer mehr von den fundamentalistisch-islamistischen Kräften unter Druck gesetzt sah.

Gemäß der offiziellen US-amerikanischen Version der Geschichte begann die Unterstützung der Mudschahidin durch die CIA erst im Laufe des Jahres 1980, also nach dem Eingreifen der sowjetischen Armee in Afghanistan am 24. Dezember 1979. Laut einem Interview Brzezińskis mit der französischen Zeitschrift „Le Nouvel Observateur“ vom Januar 1998 setzte die US-amerikanische Unterstützung der fundamentalistischen Mudschahidin dagegen schon am 3. Juli 1979 ein, also fast ein halbes Jahr vor der Invasion. Präsident Carter unterschrieb an diesem Tag die erste Direktive für eine geheime Unterstützung der Mudschahidin. Brzeziński bestätigte in seinem Interview die gleichlautende Darstellung des CIA-Präsidenten. Brzeziński war bewusst, dass diese Aktionen das Risiko für eine militärische Intervention der Sowjets erheblich erhöhen würden.

Brzeziński wörtlich:

„Diese verdeckte Operation war eine hervorragende Idee. Sie bewirkte,
dass die Russen in die afghanische Falle tappten […]. Am Tag, an dem
die Russen offiziell die Grenze überschritten, schrieb ich Präsident
Carter: Jetzt haben wir die Möglichkeit, der UdSSR ihren Vietnamkrieg
zu liefern. Und tatsächlich sah sich Moskau während der folgenden zehn
Jahre gezwungen, einen Krieg zu führen, den sich die Regierung nicht
leisten konnte, was wiederum die Demoralisierung und schließlich den
Zusammenbruch des sowjetischen Herrschaftsgebiets zur Folge hatte.“

Auf die gleiche Weise schuf die US-Außenpolitik in dieser Zeit überall auf der Welt Söldnerarmeen, um den Kommunismus zu bekämpfen.

Die Contras in Nicaragua, die kolumbianischen Paramilitärs, die UNITA im südlichen Afrika: Skrupellose Söldner wurden schnell angeheuert, wenn es darum ging, die Aufstände und Befreiungskämpfe einzudämmen, die mit der Befreiung vom Kolonialismus begonnen hatten. Kein Diktator war schmutzig genug, um nicht von der amerikanischen Außenpolitik eingesetzt zu werden. Diese Art von schmutzigen Kriegen wurde zum Markenzeichen von Außenminister Henry Kissinger und Zbigniew Brzeziński.

Verfeinert wurde die Methode mit den Farbrevolutionen, die durch NGOs organisiert wurden.

Sind Brzezinskis Pläne gescheitert?

In letzter Konsequenz scheinen die Pläne Brzezińskis nicht aufzugehen und seine Angst vor Russland berechtigt gewesen zu sein.

Russland durchbrach die Einkreisungsbemühungen bei dem Vereinnahmungsversuch der Krim durch die NATO. Der Donbass im Osten der Ukraine wird zu einem, aus russischer Sicht, wichtigem Puffer und die Ukraine zerfällt, trotz der europäischen Unterstützung der Rechtsradikalen in Kiew. Die EU, die USA und ihre globalistischen Befehlshaber haben einen massiven Rückschlag erlitten.

Der arabische Raum entgleitet dem Westen, trotz dem in Syrien angerichteten Chaos aufgrund des beherzten und militärisch-strategisch überlegenen Eingreifen Russlands. Gleichzeitig wird, nicht zuletzt wegen dummer Sanktionen der EU, Russland als größtes und rohstoffreichstes Land der Welt den Chinesen in die Arme getrieben.

Russland unter Putin hat sich anders verhalten, als von Brzeziński erhofft.

Der Kampfköter der Unilateralisten, die USA mit ihren NATO-„Partnern“ ist inzwischen soweit zurückgestutzt, dass er sich schon von einem Kim Jong-Un, der vollkommen unbeeindruckt von Drohungen aus dem Westen seine Raketentests in Nordkorea nach Lust und Laune durchführt, auf der Nase herumtanzen lässt.

Die Karten sind neu gemischt, die Welt wird neu sortiert. Brzezinskis Meinung zur neuen, multipolaren Weltordnung werden wir nicht mehr erfahren.

Was sagen die Steemianer dazu?


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Auf Bald! @aluhut.life

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Danke für dieses tolle Posting. Es ist einfach schön wenn so was in die Blockchain "gemeißelt" wird.

Thanks for your Upvote the other day...
@pocketechange

sehr guter Beitrag

hey, interessante beiträge die du so verfasst ! werde mir einige heut abend und die nächsten tage mal genauer anschauen. generell schön zu sehen, dass sich mittlerweile mehr und mehr leute für geo-politik und diverse andere machenschaften interessieren. so gesehen wäre es schön, wenn all die indizien und fakten lediglich die überlegungen eines aluhuts wären... aber dem ist leider nicht so. gruß

Ein ausgezeichneter Artikel, nur schade, dass so ein politisch analytischer Artikel hier auf steemit nicht besonders gewürdigt wird.
Brzezinski's Politik ist für mich schon lange ein der Inbegriffe "des Bösen" gewesen. Er selbst schien mir ein Machtmensch ohne Mitgefühl, Gewissen oder Reue gewesen zu sein, also das, was wir unter einem Psychopathen verstehen.
Ich glaube, dass das was wir heute unter "Realpolitik" verstehen eigentlich nicht wirklich etwas mit der Realität oder mit irgendwelchen Notwendigkeiten zu tun hat.
Im Gegenteil, das rücksichtslose brutale Durchsetzen von angeblichen nationalen Interessen oder auch von Konzerninteressen führt oft zwangsläufig zu einer dysfunktionalen Situation, das ganze System, von dem ja die Eliten ganz besonders abhängig sind, wird instabil und am Ende kollabiert es.
Oder einfach ausgedrückt, die da oben sägen sich selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen.