Hallo Freunde,
es ist Tag 11 in der Nachtschicht und ich bin an dem Punkt angekommen, an dem die Orientierung nicht mehr gegeben ist. Habe mit meinem Kollegen letzte Nacht gerätselt welcher Wochentag eigentlich ist und warum die Leute alle verkleidet rumrennen. Wir hatten vergessen das Halloween ist und wir ausgerechnet in dieser Nacht Schicht hatten, gut auch haben wir beide vergessen, dass es heute ein Feiertag ist und wir dementsprechend nicht aus dem Dienst rausgehen können und nochmal einkaufen, wenn man mal in die Überstunden geht.
Was ich aber auch merke ist das man immer mehr aus der Welt rausgeht. Ich weiß nicht wirklich was da draußen los ist, weil ich am Tag schlafe, am Abend irgendwie probiere mein Leben auf die Reihe zu bringen und dann geht es wieder los. Aufm Land hat man in der Rettung das Glück, dass man schlafen kann. In der Stadt nicht, ich habe die letzten Tage nie meine Wache gesehen außer zum Schichtwechsel, was auch genug sagt, da wir kein Material gebraucht haben, sondern in der Masse einfach nur transportiert haben und die Leute im Krankenhaus rausgekippt haben.
Auch ist es spannend wann die Leute uns anrufen. Die einen denken sich, es ist eine gute Zeit Nachts um 3 die 112 anzurufen und uns zu holen, weil man seit Tagen Schwindel hat und es nicht geschafft hat zum Hausarzt zu gehen. Und andere rufen an und sagen sie haben nichts, man kommt an und die Leute enden halb Tod in der Notaufnahme, wo man sie gerade noch so umlagern kann, weil sie sich dachten man geht nicht zum Arzt.
Und wenn ihr Mal Geld verdienen wollt, lernt Katheter legen und fahrt rum und legt Katheter in der Nacht, wir fahren jede Nacht ein dutzend gezogene Katheter rum. Wenn die Krankenkasse jedem der das Macht 20% unserer Kosten dafür zahlen würde, hätte man einen schönen Verdienst, der mehrere tausend Euro im Monat umfasst.
In dem Sinne,
ich muss mal wieder los. Viel Spaß euch noch
Leider scheint es keine vernünftigen Alternativen zum Notruf zu geben, oder wenigstens keine von denen ich auf die Schnelle wüsste.
Vor ein paar Jahren hatte ich mit den Nachwehen einer Krankheit zu kämpfen und entschied mich beim Wiederaufflammen der Symptome für eine Beratungsnummer, um den Notruf zu vermeiden. Anscheined dufte die Beratung nicht beraten und im Zweifelsfall solle man zum Arzt gehen, müsste ich aber selber wissen. Ok. Ich wurde also von einem Familienangehörigen ins Krankenhaus gefahren, wo dann eine Empfangsdame der Notaufnahme betone ich müsse vor den Bereitschaftsarzt auf der anderen Straßenseite besuchen. Dort das Gleiche. Man dürfe keine Diagnosen stellen und so weiter. Also wieder zurück in die Notaufnahme und warten. Glücklicherweise ging es mir zu dem Zeitpunkt schon wieder besser. Dann hat mich ein Arzt mit ein paar jovialen Plattitüden abgewimmelt und das war es dann.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin mir nicht sicher was man als wohlmeinender Patient machen soll, wenn man niemanden auf die Nerven gehen möchte und dennoch Leidensdruck hat. Oder wenigstens irgendwelche halbwegs begründeten Sorgen. Natürlich kann man das alles so lange verschleppen bis es einem entweder besser geht oder man umfällt und dann die notwendige Hilfe bekommt, aber das kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Hoffe ich wenigstens. Ich denke mir, dass es im Fall einer bakteriellen Meningitis oder so etwas in der Richtung schon gewesen sein könnte.
Ich bin übrigens niemand der wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt geht. Eher das Gegenteil.