Was bisher geschah:Die Matriarchin wurde wiedererweckt und die Biestjaeger werden von Gressk vorgeführt. Sie erfahren mehr über den Feind. Doch wie können sie ihr Wissen anwenden um zu siegen?
»Mir geht es gut«, entgegnete die Matriarchin obwohl sie einen gegenteiligen Eindruck machte.
Grayden und seine Waffenbrüder wollten zuerst nicht zuhören, doch ihre Erzählung fesselte sie schon nach kurzer Zeit.
»Nicht immer steht die Wahrheit in den Geschichtsbüchern Aetherin«,
sagte Grayden. »Zu oft berichten die alten Chroniken nur von den Siegern, selten von den Schattenseiten.«
Talandra stütze ihren Kopf mit der rechten Hand.
Shana hatte Mitgefühl für diese Frau die seit drei Jahrhunderten keine Ruhe fand. Angetrieben von Hass, Enttäuschung, Liebe und Schmerz war sie zu einer ruhelosen Seele geworden, die ihr Leid nun über andere brachte.
»Es ist traurig, was euch damals widerfahren ist, Matriarchin«, sagte Shana vorsichtig, darauf bedacht nicht von einem Speer gemassregelt zu werden, ging sie das Wagnis ein. »Was König Darn getan hat, war wahrlich unverzeihlich.«
Eine Echse holte aus, doch auf einen Wink Talandras liess sie von Shana ab und die Matriarchin liess sie gewähren.
»Ich kann mir nicht vorstellen wie ihr euch gefühlt haben müsst und ich glaube das das keiner könnte. Es war ein großes Unrecht«, sagte Shana.
»Unrecht ist ein zu mildes Wort«, sagte Talandra leise. »Und wird dem Vergangenem nicht gerecht.«
»Ihr seit voller Zorn und Hass Talandra, wiederum fügt ihr anderen das gleiche Leid zu. Die Kinder in eurem Kerker werden misshandelt und...«
»Schweigt still«, sagte Gressk und versetzte Shana in Stille.
Sie versuchte zu reden doch kein Laut kam über ihre Lippen. Shana stockte kurz und versuchte zu rufen. Nichts war mehr von ihr zu hören.
Der Spruch legte sich um ihre Kehle und nahm ihr den Klang.
»Masst euch nicht an ein Urteil fällen zu dürfen«, sagte der Regulan grimmig.
Grayden warf einen besorgten Blick zu seiner Geliebten.
»Was habt ihr mit ihrer Stimme getan?«, wollte er wissen.
»Sie ist stumm«, sagte Dimitrion.
Talandra sah Gressk nach einer Weile an.
»Stimmt es was sie sagt?«
»Was meint ihr, große Matriarchin?«, fragte Gressk seinerseits.
»Ich will wissen ob die Kinder geschlagen werden, Regulan«, sagte Talandra gereizt.
Gressk kam in Bedrängnis. Er hatte nichts gegen die Schläge unternommen obwohl er wusste was im Kerker vor sich ging und er die Macht gehabt hätte, dies zu unterbinden.
»Einige Priester nehmen ihre Pflicht euch gegenüber zu dienen etwas zu ernst, Große Matriarchin. Doch wenn ihr es wünscht, werde ich die Schuldigen ausfindig machen und züchtigen.«
»Das hättet ihr sicherlich schon getan wenn euch nicht etwas wichtiges davon abgehalten hätte«, sagte sie tückisch.
»Mir liegt nur am Herzen das Ritual zu eurer Zufriedenheit zu vollziehen. Die Vorbereitungen sind sehr Zeit aufreibend, Große Matriarchin.«
»Verschont mich mit Ausreden. Die Schläger sollen unverzüglich gefunden werden«, befahl sie der Obersten Dienerin.
»Wie ihr wünscht, große Matriarchin«, antwortete sie.
Grayden ergriff das Wort.
»Auch wenn es euch nicht gefällt, aber Shana hat recht mit dem was sie sagt. Ihr bringt mit eurer Rache nur noch mehr Leid über das Land. König Darn ist schon lange tot, seine Kinder im Sumpf verschwunden. An wem wollt ihr euch rächen?«
Talandra schwenkte leicht ihren linken Arm.
»An jedem.«
Ihre Haltung verdeutlichte den tiefen Hass der in ihr kochte.
»Große Matriarchin, dürfte ich einen Vorschlag machen?«, fragte Gressk.
»Sicher, mein treuer Gressk.«
»Das Volk dürstet nach euer Rückkehr. Wäre es nicht angebracht dies mit einer blutigen Zeremonie zu würdigen?«
»Was schlagt ihr vor?«
»Ein Kampf auf Leben und Tod, Herrscherin. Lasst H´razak gegen sie antreten, das Volk liebt den Ankylor und es würde ein feierlicher Auftakt eures kommenden Siegeszuges sein.«
Talandra überlegte und lächelte.
»Sehr gut, das gefällt mir. So soll es sein.«
»Wie ihr es wünscht, große Matriarchin.«
»Nun geht. Und bereitet alles vor.«
»Sehr wohl, große Matriarchin.«
Gressk drehte sich zu den Abenteurern um.
»Das wird ein blutiges Spektakel«, sagte er zum Schildmeister.
Dimitrion wollte nicht warten. Vor ihm stand die Frau die seine Leute getötet und Jillen kaltblütig ermorden lassen hatte. Und für was? Nichts weiter als das hohle Gefühl der Rache. So viele Menschen litten wegen ihr. Er wollte sie dafür bezahlen lassen. Er nahm seine Kraft zusammen und riss sich aus den Klauen der Echsenwache los. Rasend schnell entwendete er ihr den Speer und stürmte das Podest hoch. Talandra verfolgte den Tumult mit wachen Augen. Dimitrion erreichte sie nicht. Auf der letzten Stufe, zwei Meter von der Matriarchin entfernt, schoss ein smaragdgrüner Strahl aus ihrem Auge und traf den Halbelfen vollkommen überraschend. Dimitrion krampfte unter dessen Einwirkung und liess den Speer fallen als er die Stufen runter fiel. Sofort wollten Grayden und Shana zu ihm eilen aber die Klauen der Wachen griffen fest wie Eisen in ihre Schultern. Sie konnten nur hilflos zusehen wie ihr Freund schwelend vor ihnen lag. Aus seinem Mund lief ein Rinnsal von Blut hervor und sein Gesicht war vor Schmerzen verzerrt. Ramloc drehte durch und brach den eisernen Griff auf seinen Schultern mit einem geschickten Hebel. Das Klauengelenk des Crocylen brach knackend. Er griff sich den fallengelassenen Speer und holte zu einem Wurf aus. Sirrend flog der Speer auf Talandra zu, doch ein weiterer Strahl löste ihn noch im Fluge in Staub auf. Drei Wachen stürzten sich auf den Zwerg um ihn am Boden zu halten.
»Wirklich amüsant. Das verspricht ein guter Kampf zu werden«, sagte die Matriarchin unbeeindruckt.
»Verzeiht, große Matriarchin«, sagte Gressk.
»Schon gut. Ihr glaubt doch nicht das mir durch solche dahergelaufenen Streuner ernsthaft Gefahr droht?“
»Nein, natürlich nicht, Herrscherin.«
»Werft sie wieder in den Kerker. Ich muss mich um dringlichere Angelegenheiten kümmern.«
»Wie ihr wünscht, große Matriarchin.« Gressk neigte sein Haupt als er antwortete.
Mit einem Ruf veranlasste er die Wachen, die Abenteurer auf die Beine zu reißen. Er verneigte sich ein weiteres Mal vor Talandra und führte die Gruppe aus der Halle. Talandra setzte sich lächelnd auf ihren Stuhl. Sofort eilten Dienerinnen herbei. Die Oberste Dienerin verneigte sich vor der Matriarchin.
»Sucht die Schänder und werft sie den Krokodilen zum Frass vor«, sagte Talandra ernst.
»Wie ihr wünscht, Herrin«, antwortete die Dienerin.
Sie rief nach weiteren Templerinnen und verliess die Halle.
Die Oberste war die linke Hand der Matriarchin und es war bekannt das sie immer ihre Aufgaben erfüllte. Mit einem unfehlbaren Gespür und außergewöhnlicher Präzision ausgestattet war sie eine perfekte Jägerin, die sich im Hintergrund hielt und auf ihren Einsatz wartete. Jeder erkannte die Jägerinnen schon von weitem. Hochgewachsen, schlank und mit einem sehnigen Körperbau, bewegten sie sich anmutig und elegant durch die Tempelanlagen. Ihre Haar war geschoren und die Kopfhaut mit dunklen Bemalungen vor aetherischem Eindringen geschützt. Über den schwarzen Gesichtsschutz funkelten dunkelgelbe Augen. Das schwarze Seidengewand, geschmückt mit bescheidenen, roten Verzierungen war ein Warnsignal für jeden der sie sah. In ihrer Haut wurden Metallschienen mit Nieten verankert, ein Initationsritual zur endgültigen Aufnahme nach der Ausbildung. Jeder Initiierte bekam ein leichtes, gerade geschmiedetes Schwert, das quer zur Hüfte auf dem Rücken getragen wurde. Sowie weiteren versteckten Waffen. Darüber hinaus besaßen sie einen messerscharfen Verstand und die Geschicklichkeit von Raubkatzen. Wenn die Jägerinnen in Erscheinung traten, zog sich jeder zurück, egal ob Crocyl oder Priester.
Die Oberste Dienerin beorderte vier ihrer Schwestern hinzu und sie machten sich an die Aufgabe die Tempel zu durchsuchen.
Es wurde ein guter Tag für die Krokodile im heiligen Ziggurat.
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